Springpferd in der Grundschule (KW27) #teamblau
Auch ein angehender Parcoursspezialist muss erst die Grundlagen lernen, bevor er die ersten Sprünge überwindet. Dazu gehören Dressurarbeit und Stangentraining. Die Springausbildung beginnt mit Cavalettis und Kreuzen, später kommen Steilsprünge und Oxer hinzu.
Habt ihr einen Springneuling im Stall stehen, absolviert aber in Gedanken schon einen ganzen Parcours? Mit dem richtigen Ausbildungsplan und sinnvoll aufgebauten Trainingseinheiten bleibt das keine Wunschvorstellung!
Bevor dies aber in die Tat umgesetzt werden kann, muss ein Fundament vorhanden sein.
Soll heißen: buntes Hindernismaterial sollte erster Teile des Trainings werden. Wenndann die dressurmäßige Basisarbeit so gefestigt ist, dass das Pferd in allen 3 Grundgangarten auf gerader und gebogener Linie fleißig und gleichmäßig von hinten nach vorne an die Reiterhand herantritt.
Gas und Bremse müssen funktionieren, sage ich immer.
Das Pferd muss ohne zu zögern auf leichten Schenkeldruck reagieren und sich jederzeit im Tempo zurückführen bzw. durchparieren lassen. Von Vorteil ist es auch, wenn das Pferd gut auf die Stimme des Reiters reagiert. Wenn das Pferd schon einigermaßen ausbalanciert ist, wird ihm das Springen schon deutlich leichter fallen. Wobei die Balance wird auch durch abwechslungsreiches Springtraining weiter gefestigt wird.
Den ersten Kontakt zu Stangen, Sprüngen und verschiedenen Hindernismaterialien sollte das Pferd so früh wie möglich bekommen. Mein Vorschlag: bei der täglichen Arbeit im Schritt, Trab und Galopp, auf großen und kleinen Wendungen um Sprünge herum reiten, dabei wird das Pferd nicht nur gymnastiziert, sondern verliert auch schnell seine Scheu vor den bunten Sprüngen. Das erleichtert den Einstieg in den Springsport enorm, da das Pferd viel entspannter wird. Sollte es jedoch mal dazu kommen, dass ein Hindernis einem Pferd besonders große Angst einjagt, gibt es unterschiedliche Meinungen, was zu tun ist. Ich für meinen Teil, zeige dem Pferd dasangsteinflößende Hindernis einfach zu Beginn vom Boden aus, damit es schnell die Scheu davor verliert. Danach nähere ich mich dem spannenden Sprung zunächst auf einem großen Zirkel, um keinen unnötigen Stress aufkommen zu lassen.
„Nicht vergessen, Druck erzeugt Gegendruck.“
Galoppiert wird immer wieder im leichten Sitz,dabei kann der Reiter den Pferderücken unterschiedlich stark entlasten. Durch häufige Tempiwechsel im Galopp lernt das Jungpferd, schneller und dynamischer im Hinterbein zu werden.
Sobald das junge Pferd in seiner dressurmäßigen Ausbildung gefestigt ist, steht die erste Stangenarbeit auf dem Plan. Bodenstangen oder noch besser Cavalettis haben sich zu Beginn der Springausbildung besonders bewährt. Wichtig:unbefestigte Stangen können wegrollen, das Pferd könnte drauf treten und sich verletzen. Das Jungpferd wird zuerst wie gewohnt dressurmäßig gelöst und gymnastiziert, bevor im Schritt mit einer einzelnen Stange begonnen wird. Geritten wird im besten Fall am langen Zügel mit leichter Verbindung zum Pferdemaul. Der Kontakt zwischen Reiterhand und Pferdemaul ist wichtig, um dem jungen Pferd Sicherheit zu geben. Das Pferd sollte aber immer noch genügend Freiraum haben, sich auszubalancieren und sich mit der neuen Aufgabe auseinanderzusetzen.Wichtig ist, dass der Reiter mit konstanten, gleichmäßig treibenden Hilfen das Pferd über die Stange reitet und es für seine Mitarbeit belohnt.
Zu Beginn werden die Stangen im Schritt geritten, danach im Trab. Bis zu 4 Stangen hintereinander können absolviert werden, dabei ist es wichtig, die für das Pferd passenden Abstände (Schritt: 80cm bis 1m),(Trab: etwa 1,10m bis 1,30m) und im (Galopp: etwa 2,40m bis 3,50m)einzuhalten. Der Abstand zwischen den Stangen in den Unterschiedlichen Gangarten hängt natürlich von der Größe des Pferdes und dessen Raumgriff ab.Die Stangen geben einen gleichmäßigen Rhythmus vor, stabilisieren somit den Takt. Das Taxieren wird geschult und die Balance verbessert sich, somit die ideale Vorbereitung für das angehende Springpferd.
Beim ersten Sprung über ein Hindernis sind die jungen Pferde meist noch unbeholfen, deshalb ist es wichtig, dass das Jungpferd sich auf seinen Bewegungs- und Sprungablauf konzentrieren kann und nicht abgelenkt wird. Außerdem soll das Pferd Spaß am Springen finden und sich wohl fühlen. Deshalb absolviert man die ersten Sprünge zu einer ruhigen Tageszeit, wo nicht so viel los ist. In der Regel beginnt man mit einem niedrigen Kreuz (60 bis 80cm).Idealerweise nutzt man dazu Fangständer, wenn man keine zur Hand hat kann man auch als seitliche Begrenzung Stangen auf den Boden legen, links und rechts neben den Ständern. Eine solche seitliche Begrenzung führt das jungePferd an den Sprung heran und verhindert ein seitliches Ausweichen. Die gekreuzten Stangen bilden in der Mitte den tiefsten Punkt des Hindernisses. Dadurch lernt das Pferd von Anfang an, einen Sprung mittig anzuvisieren und zu überwinden. Ein alter Spruch von meinem Opa war immer: ein schlaues Pferd sucht sich immer die niedrigste Stelle zum Überwinden. Eine leicht vorgezogene Absprungstange verhindert, dass das Pferd zu dicht an das Hindernis herankommt. Ein kleiner Tipp von mir: ich springe die ersten Sprünge mit einem jungen Pferd immer in Richtung Ausgang, häufig sind die jungen Pferde dadurch motivierter.
Angeritten wird der erste Sprung zunächst aus dem Trab, da sich die meisten jungen Pferde im Trab viel besser ausbalancieren können. So haben sie mehr Zeitsich vor dem Sprung zu sortieren, denn ein Trabtritt ist kürzerals ein Galoppsprung. Die ersten Sprünge würde ich ohne Vorlegestange absolvieren, da diese das Pferd verwirren könnte. Hat der Springneuling ein paar Kreuze überwunden, kann eine Trab-Vorlegestange (Abstand ca. 2,20m – 2,50) m vor dem Sprung helfen,die Absprungdistanz zu verbessern. Wichtig ist, der Reiter sollte das Pferd so wenig wie möglich stören.
„Jedes Pferd kann springen, doch der Reiter stört es dabei.“
Der Reiter sollte in der Lage sein, auch unbequeme Bewegungen über seinen Sitz auszugleichen. Über dem Sprung ist es wichtig, dass der Reiter mit der Hand so weit nachgibt, dass sich das Pferd gut ausbalancieren und den Rücken aufwölben kann(Bascule). Nach jedem Hindernis ist es sehr wichtig, das Pferd zu loben.
Nach Trab wird versucht, das Hindernis im Galopp anzureiten; erst ohne, später mit Vorlegestange (Abstand zum Sprung ca.3m). Wichtig istder gleichmäßige Rhythmus und ein fleißiges Grundtempo. Man sollte das Jungpferd nicht überfordern, ich mache meistens 3 Wiederholungen und dazwischen ausgiebige Schrittpausen, damit das junge Pferd nachdenken kann, was es gerade geleistet hat. Sobald das Pferd Stangen kennengelernt und die ersten Sprünge überwunden hat, kann man mit einfachen Gymnastikreihen beginnen, damit das junge Pferd mehr Springerfahrungen sammelt.
Der Sinn einer Gymnastikreihe ist es, das Pferd zu gymnastizieren, seine Reaktion zu fördern, sein Auge zu schulen und außerdem dem Reiter das Bewegungsgefühl über einem Sprung zu vermitteln. Die Höhe der einzelnen Hindernisse in der Reihe ist nicht ausschlaggebend, soll aber einen Sprung einfordern. Zu niedrige Hindernisse könnten dazu führen, dass das Pferd nur drüber hopst oder den nötigen Respekt verliert bzw. stolpert.
Gymnastikreihen haben eine Vielzahl von Vorteilen für das Pferd, es gewinnt an Koordination, was zu einem flexibleren Anreiten und somit einer besseren Sprungtechnik führt. Das Pferd verbessert seinen Absprung, der zudem noch symmetrischer wird. Das junge Pferd baut Muskeln auf, vor allem an Brust und Bauch. Mögliche Schwächen können identifiziert und somit besser korrigiert werden (z. B. ein Pferd, das stets zu weit rechts oder links vor dem Hindernis abspringt oder landet). Die ideale Höhe der Hindernisse und die Breite der Oxer kann dabei für das Pferd ermittelt werden
Vorteile für den Reiterer erhält einen besseren Überblick über die Schritte zwischen den Hindernissen, da alles auf den Zentimeter genormt ist, somit gewinnt er Sicherheit.Er erlernt ein kontrolliertes Anreiten, was besonders für Reiter, die beim Anreiten des Hindernisses gerne zu viel treiben, ideal ist. Er lernt eine weiche, aber stetig Anlehnung beim Anreiten der Hindernisse zu erhalten, nimmt die Hilfengebung dabei bewusst wahr und erlangt eine gewisse Routine. Der Reiter gewinnt an Sicherheit bezüglich der Höhe der Hindernisse, da die Bedingungen zum Anreiten in einer Linie deutlich besser sind als bei einem einzelnen Hindernis. Er arbeitet an seiner Position und der Balance bei dicht aufeinander folgenden Sprüngen.
Das Tempo innerhalb der Reihe reguliert sich durch die passenden Distanzen, stürmische Tiere lernen zu warten, bequeme Exemplare müssen schwungvoll weitergaloppieren, um die Sprungfolge zu bewältigen. Unabhängig davon, dass Distanzen je nach Raumgriff des Pferdes variieren können, gelten folgende gängige Abstände zwischen Stangen bzw. Sprüngen: Im Schritt 80cm bis 1m, im Trab 1,20m bis 1,30m, ein Galoppsprung zählt zwischen 3 m bis 3,50 m. Sprünge, deren Distanz 3 m bis 3,50 m beträgt, lassen somit dazwischen keinen Galoppsprung zu und werde In-Out genannt, da das Pferd nach der Landung sofort wieder abspringen muss. In-Outs sind zu vergleichen mit Kniebeugen beim Menschen. Am Ende der Gymnastikreihe stehen als letzte Herausforderung noch, soweit es die Bahn zulässt, ein paar Galoppsprünge geradeaus an – auch nach dem letzten Sprung sollte das Pferd noch gut an den Hilfen stehen und sich rhythmisch noch ein paar Galoppsprünge geradeaus reiten lassen, ganz ohne Stress.
So, ich hoffe ich konnte Euch ein paar nützliche Tipps mit auf den weg geben für die Ausbildung eurer Jungen Springpferde.
Bei fragen rund um das Thema Pferdeausbildung stehe ich euch jederzeit zur Verfügung .